Gründe, sein Pferd zu verladen gibt es viele: Die einen sind Vielfahrer, die wöchentlich mit ihrem Pferd auf´s Turnier fahren, die anderen fahren ab und an mit ihrem Vierbeiner auf einen Kurs oder Ausflug und dann gibt es noch jene, die in Notsituationen ihr Pferd in die Tierklinik bringen müssen.
Ganz egal welcher Beweggrund des Pferdebsitzers dahinter steckt: Jedes Pferd wird wohl früher oder später in seinem Leben im Pferdeanhänger transportiert. Und so ein Pferdetransport ist für alle Beteiligten zumeist mit einer ordentlichen Portion Stress behaftet: Gerade unroutinierte Pferdebesitzer wissen oft nicht, ob das Pferd diesmal wirklich eine "schnelle Fahrkarte" löst oder es zu größeren Verzögerungen kommt. Für die Pferde ist eine Fahrt im Anhänger - und da sollte man sich wirklich keinen Illusionen hingeben - keine Wellnessbehandlung.
Pferdeanhänger - nicht für Ponys gedacht
Die Ausgangssituation ist ohnehin ziemlich "suboptimal". Verschärft wird die - je nach Erfahrungsschatz von Besitzer und Pferd - kleinere oder größere Problematik, wenn man ein Shetlandpony (oder anderes Klein-Pony) transportieren möchte.
Ein handelsüblicher Pferdeanhänger ist nämlich auf Großpferde ausgelegt. Im besten Fall gibt es zwar höhenverstellbare Brust- und Heckstangen. Der gegebene Spielraum ist aber weit von Klein-Pony-Dimensionen entfernt.
So kann ein Shetty problemlos unter Heck- und Bruststange hindurch schlüpfen. Und wir wissen ja alle: Shetlandponys sind von Natur aus schon ziemlich erfinderisch.
Sicherheit im Pferdeanhänger - für Shettys Fehlanzeige
Die Tatsache, dass ein Shetty keine Begrenzung im Pferdeanhänger durch Brust- und Heckstange findet, ist in mehrerer Hinsicht ein Sicherheitsproblem beim Pferdetransport. Zunächst bietet ein herkömmlicher Pferdeanhänger keine Sicherheit für´s Shetlandpony:
Ganz egal, wie umsichtig und vorausschauend der Fahrer sein Gespann auf den Straßen manövriert: im Straßenverkehr können immer wieder unvorhergesehene Dinge passieren - der Hund, der scheinbar aus dem Nichts auf die Straße rennt, eine Ampel, die plötzlich auf Rot umstellt oder auch unaufmerksame Verkehrsteilnehmer oder ein Stau, die den Fahrer des Zugfahrzeugs zur Vollbremsung zwingen. Mit anderen Worten: Egal, wie vorsichtig man sein Auto samt Pferdeanhänger fährt, so ganz ohne starke Bremsungen und Kurven wird wohl kaum eine Hängerfahrt auskommen.
Was passiert im Pferdeanhänger, wenn man bremst oder in eine Kurve fährt? Nun, die physikalischen Gesetzte wirken, insbesondere das Gesetz über die Fliehkraft. Die Fliehkräfte sorgen ohnehin dafür, dass das Pferd ständig Ausgleichsbewegungen machen muss, um im Gleichgewicht zu bleiben. Bei plötzlichem Bremsen oder starken Kurven werden unsere Pferde dann ordentlich "durchgerüttelt". Brust- und Heckstange sollen dafür sorgen, dass die Pferde so sanft wie möglich abgebremst werden.
Hast Du schon einmal eine Handtasche auf dem Rücksitz liegen lassen und dann stark gebremst? Die Handtasche wird - je nach Geschwindigkeit - mit ziemlich viel Karacho nach vorne fliegen. Genau so ergeht es unseren Pferden im Pferdeanhänger. Deswegen haben Heck- und Bruststange eine sehr wichtige Funktion: sie verhindern, dass die Pferde wild durch den Anhänger fliegen.
Transportiert man nun ein Klein-Pony - und dabei ist es ganz egal ob Mini-Shetty, Shetty, Welsh A oder ähnlich kleine Rassen - in einem Pferdeanhänger mit den herkömmlichen Heck- und Brusttangen, so können die Stangen diese Funktion nicht erfüllen: Das Pony passt nämlich problemlos unter den Stangen durch, sodass im Fall des Falles unsere Mini-Pferde unter den Stangen hindurch nach vorne oder hinten katapultiert werden. Ganz genau so wie die Handtasche. Das kann böse enden.
INFO
Abgesehen von dem Sicherheitsaspekt können Shettys durch die fehlende Stütze der Stangen auch keine "Anlehnung" finden. Das ein oder andere Pferd hat es nämlich ganz gerne, sich gegen die Stangen zu lehnen und damit gewisse Muskelpartien zeitweise zu entspannen.
Sicherheit für den Pferdebesitzer beim Verladen
Ohne passende Brust- und Heckstange zu fahren ist also ein Sicherheitsrisiko für Dein Miniaturpferd. Aber nicht nur für das Pferd, sondern auch für Dich selbst besteht ein solches Risiko! Viele, viele Unfälle in Zusammenhang mit Pferdetransporten passieren nämlich nicht beim Fahren, sondern Verladen.
Ist das Pferd brav in den Anhänger gestiegen, macht sich bei vielen Pferdebesitzern die große Erleichterung breit: Braves Pferd! Nur leider ist damit die Sache mit dem Verladen noch längst nicht in trockenen Tüchern. Ein schwieriger Teil steht unseren Pferden nämlich noch bevor: die Fahrt an sich. Wie ich Dir schon beschrieben habe, ist so eine Fahrt ziemlich anstrengend für Pferde - eben weil sie ständig Gewicht ausgleichen müssen. Hinzu kommen viele laute Geräusche wie Knattern, Rattern und Windstöße. Eine Fahrt im Pferdeanhänger stellt für unsere Ponys sowohl physisch als auch psychisch eine große Herausforderung dar!
Kein Wunder also, dass viele Pferde nicht nur Probleme beim Einsteigen, sondern auch beim Aussteigen haben! Nicht wenige Pferde schießen wie von der Tarantel gestochen rückwärts aus dem Pferdeanhänger, um dem gruseligen Gefährt endlich zu entkommen. Wenn nun keine passende Heckstange am Pferdepopo ist, kann das im schlimmsten Fall dazu führen, dass Dein Pferd im Renntempo unter der zu hohen Heckstange durch läuft, sobald die Klappe geöffnet wird - und das kann sehr gefährlich werden. Sowohl für das Pony als auch für Dich: Von einer Anhängerklappe erschlagen oder einem wilden Pony überrannt zu werden, ist sicherlich nicht Sinn und Zweck des Pferdetransports.
Hast Du eine Heckstange auf Ponyhöhe, kannst Du in aller Ruhe Dein Pferd los binden, die Heckklappe öffnen und warten, bis Dein Pony ruhig ist, bevor Du die Heckstange öffnest. Das gleiche gilt im Übrigen auch für Anhänger mit Frontausstieg - hier ist die Bruststange der entscheidende Sicherheitsfaktor!
So wird ein Pferdeanhänger zum Shettyanhänger!
Letztlich ist es ganz einfach: Dein Pony braucht Brust- und Heckstangen, die auf seine Größe angepasst sind! Pferdeanhänger mit Strohquardern oder ähnlichem zu "verkleinern" ist zwar eine nette Idee. Solche Methoden reichen aber bei einer Vollbremsung nicht aus, um das Pony an Ort und Stelle zu behalten (Du brauchst nur an die Handtasche zu denken). Wirklich sicher ist eine Fahrt eben nur, wenn es entsprechende Stangen im Pferdeanhänger gibt! Wir haben uns ponygerechte Stangen und Haltevorrichtungen direkt beim Anhängerkauf vom Hersteller einbauen lassen.
Du brauchst deswegen aber nicht gleich einen neuen Pferdeanhänger kaufen, sondern kannst Deinen alten Hänger nachrüsten. Im Fachhandel kannst Du Stangen mit den entsprechenden Halterungsösen kaufen - es gibt das alles als Ersatzteile zu kaufen. Bitte achte auch hier auf Sicherheit: Die Ösen müssen abgerundet sein, damit sich "normale" Pferde beim Transport daran nicht verletzen können. Die Stangen selbst müssen natürlich den Sicherheitsstandards entsprechen und z.B. Sicherungssplinte haben - lass Dich am besten beim Fachhändler Deines Vertrauens beraten.
Pferde- und ponygerechtes Verladen
Nur weil Shetlandponys klein sind und im Ruf stehen, "coole Socken" zu sein, heißt das noch lange nicht, dass sich jedes Shetty problemlos und zuverlässig verladen lässt. Meist haben unsere Shettys schon unschöne Erfahrungen mit Transporten gemacht - weil sie ohne entsprechenden Shetty-Umbau gefahren wurden. Deswegen ist es umso wichtiger, sich Zeit für´s Verladetraining zu nehmen! Jedes, ausnahmslos JEDES Pferd hat es verdient, dass wir uns unabhängig von seiner Größe Zeit für Verladetraining nehmen! Und das gilt ebenso unabhängig davon, mit welchen Trainingssystem Du Verladen auftrainierst.
In diesem Sinne: Allzeit gute Fahrt!
Ruth vom Team Shetty-Sport
Hier lohnt sich Weiterlesen:
Jana von Trainingsglück.de hat hier beschrieben, wie Du ganz kleinschrittig und mit viel Spaß Verladen mit dem Clicker trainieren kannst: Verladetraining