Die Zeiten, in denen Offenställe als "Matschlöcher" verschrien waren, sollten eigentlich längst vorbei sein. Mittlerweile gibt es viele Optionen, Paddocks und Laufwege matschfrei zu gestalten.
Im Beitrag erkläre ich Dir, wie wir die Matschproblematik gelöst haben:
Wieso ist Matsch in der Pferdehaltung ein Problem?
Die gute Nachricht zuerst: Kein Pferd stirbt, nur weil es auf matschigem Boden steht. Matsch wird erst dann zum gesundheitlichen Problem für Dein Pferd, wenn es dauerhaft im Matsch versinkt, ohne dass es die Option gibt, zwischendurch trocken zu stehen. Verbinden sich Matsch, Urin und Pferdemist, entsteht ein hervorragender Nährboden für Bakterien, die wiederum Mauke und Strahlfäule begünstigen können. Wenn es so gar kein trockenes Plätzchen gibt, legen sich viele Pferde auch ungern zum Schlafen ab. Zu wenig Schlaf über einen längeren Zeitraum kann - ebenso wie bei uns Menschen - zu gesundheitlichen Problemen führen.
Matsch in Maßen ist also für Dein Pferd überhaupt kein Problem. Erst dann, wenn der Stall ausschließlich aus einer Matschlandschaft besteht, können
- Strahlfäule und Mauke vermehrt auftreten
- nasse Schlafplätze für Dein Pferd unattraktiv werden.
Der Matsch ist also nur im Extremfall ein Problem für Dein Pferd. Bodenbefestigung ist aber trotzdem ein wichtiges Thema. Wenn man - so wie wir - einen Stall als Selbstversorger in Eigenregie betreibt, müssen die Arbeitsabläufe unkompliziert sein. Versinken Schubkarre oder Misttrolley im Schlamm, ist das Abäppeln so gar nicht mehr einfach und weitaus zeitaufwendiger. Darüber hinaus ist es optisch auch nicht sehr ansprechend, wenn Matsch und Schlamm das Erscheinungsbild des Stalls dominieren. Zugegeben - wie der Stall aussieht, ist unseren Pferden herzlich egal. Mir aber nicht: denn ich möchte einen aktiven Teil dazu beitragen, das Image des Offenstalls zu verbessern! Das gelingt aber nicht, wenn der Stall aussieht wie eine Schlammgrube.
Für den Pferdebesitzer ist eine (weitestgehend) matschfreie Pferdehaltung also wichtig, weil
- das Misten wesentlich unkomplizierter abläuft
- der optische Eindruck weitaus schöner ist.
Verschiedene Böden sind gut für Dein Pferd!
Der Boden sollte natürlich so gestaltet werden, dass er auch im Winter und bei Dauerregen matschfrei bleibt. Damit ist es aber nicht getan.
Es macht durchaus Sinn, den Pferden unterschiedliche Böden anzubieten. Das ist zum einen gut für den Huf, zum anderen aber auch für die Körperwahrnehmung Deines Pferdes. Ist Dein Pferd vielen verschiedenen Reizen ausgesetzt, werden die Basissinne entsprechend geschult. Was es genau mit der Körperwahrnehmung und den Basissinnen Deines Pferdes auf sich hat, erfährst Du bei unserem Projekt PFERGO - 1. Akademie für Pferdeergotherapie.
Wir wollten daher bewusst ganz unterschiedliche Böden auf den Laufwegen und Flächen gestalten.
So entsteht der Matsch!
Matsch und Schlamm entstehen, wenn zu viel Wasser auf den Boden trifft und dieses Wasser keinen "Ausweg" findet. Kann das Regenwasser nicht abfließen, bleibt es in großen, tristen und schlammigen Pfützen stehen.
Wasser kann immer dann nicht abfließen, wenn
- der Boden verdichtet ist und/oder
- kein Gefälle dafür sorgt, dass der Regen abließen kann.
Pferde - auch Shettys - bringen durchaus ein paar Kilo auf die Waage (Psssst: wenn es ein paar Pfunde zu viel sind, empfehle ich Dir den Blogbeitrag: Hilfe! Mein Pony muss abnehmen! ). Dieses Gewicht sorgt dafür, dass der Boden relativ schnell verdichtet; dadurch kann das Regenwasser nicht mehr versickern.
Ein reiner Naturboden kann also so gut wie gar nicht dauerhaft matschfrei bleiben - denn die Pferde sorgen für die Verdichtung und die wenigsten Flächen haben von Natur aus eine optimale Neigung.
Das heißt: Will man einen matschfreien Paddock und schlammfreie Laufwege, führt kein Weg daran vorbei, aktiv zu werden.
Matschfreie Flächen und Wege gestalten!
Die Grundvoraussetzung für matschfreie Flächen und Wege ist ein ordentlicher Bodenaufbau, der idealerweise aus Tragschicht, Trennschicht und Tretschicht besteht.
Welche Funktion die einzelnen Schichten haben, kannst Du im Beitrag zum Reitplatzbau (Reiten wie auf...) oder bei 360GradPferd nachlesen.
Für was haben wir uns also nun entschieden? Hier gibt´s einen kleinen Überblick:
Pflaster im Offenstall
Ein Teil des Trails ist gepflastert. Als Argument gegen Pflaster wird gerne angeführt, dass es sich im Winter in eine Schlittschuhbahn verwandeln würde. Dieses Argument habe ich noch nie so richtig verstanden. Natürlich können die Wege glatt werden - die Gefahr des Ausrutschens ist aus meiner Sicht für die Pferde aber nicht größer als bei anderen Böden:
Eisplatten können auf Pflaster mit einer Schaufel (und ein bisschen Muskelkraft) entfernt werden. Sandausläufe oder ähnliches verwandeln sich hingegen bei Schnee und Eis in eine Buckelpiste, gegen die ich auch mit der Schaufel nichts auszurichten vermag.
Und ganz ehrlich: Pferde passen ihr Gehverhalten dem Untergrund an. Wenn es glatt und eisig ist, spielt es gar keine Rolle, ob ich eine Buckel- oder Abfahrtspiste im Stall gestaltet habe - theoretisch besteht immer eine Verletzungsgefahr. Ich kann Dich aber auch beruhigen: in all den vielen Jahren, hatten wir noch NIE (!!!) eine Glatteisverletzung zu verbuchen.
Der klare Vorteil von Pflaster: Es lässt sich super abmisten und kehren!
Paddock-Platten auf den Trailwegen
Kannst Du Dich noch an die Sinfonie aus Grau und Schlamm erinnern? Dort siehst Du, welche Platten wir verbaut haben.
Gefüllt sind die Platten-Waben bei uns übrigens mit Rundkies und bewusst nicht mit Sand. Sand verdichtet wiederum sehr schnell und fängt ruck-zuck an übel zu riechen, wenn die Pferde darauf urinieren.
Zusätzlich haben wir auf einen Teil des Laufwegs, der mit Paddock-Platten ausgelegt ist, spezielle Outdoor-Gummimatten für den Pferdestall gelegt. Gerade zu Beginn lief nämlich eines unserer Ponys sehr fühlig auf dem Rundkies. Das hat sich zwar mittlerweile gegeben, aber die Matten sind geblieben und die Pferde können selbst entscheiden, ob sie auf dem Gummi oder den Platten laufen.
Nachteil der Plattenlösung: Das Füllmaterial muss in regelmäßigen Abständen (ca. alle 1-2 Jahre) aufgefüllt werden. Der Schwund erklärt sich z.B. durch das Abmisten.
Gummipflastersteine auf dem Paddock
Direkt hinter unseren Schwedenhäuschen haben wir den Paddock mit Gummipflastersteinen gestaltet. Die Pflastersteine sind aus dem gleichen Material wie Fallschutzmatten, die Du vielleicht von Kinderspielplätzen kennst. Sie sind wasserdurchlässig, wärmeisolierend, elastisch, rutschhemmend und trittsicher. Lilly-Lou liebt es, auf den Gummisteinen zu schlafen - und zieht diesen Ort dafür allen anderen Liegeflächen vor.
Nachteil der Gummipflastersteine: Durch den Grip sind sie schwerer abzukehren als man es von herkömmlichen Pflaster kennt. Das Kehren ist also ein wenig aufwendiger.
Hackschnitzel als Liegewiese
Tja, auch bei uns dürfen die Hackschnitzel im Pferdestall nicht fehlen. Der Boden wurde zwar mit entsprechenden Unterbauten vorbereitet, aber trotzdem: Für viel frequentierte Wege sind Hackschnitzel keine Lösung.
Dort, wo jetzt die Gummipflastersteine liegen, hatten wir zu Beginn Hackschnitzel. Bereits nach dem ersten Winter waren die Hackschnitzel ein absolutes Schlammloch.
Einen ganz kleinen Teil des Trailwegs und unseren großen Outdoor-Liegebereich haben wir nach wie vor mit Hackschnitzeln gestaltet. Lustigerweise sieht man die Ponys dort kaum liegen - sie benutzen die Ecken der Liegewiese viel lieber als Toilette. Dort halten sich die Hackschnitzel aber ganz gut!
Nachteil der Hackschnitzel: auch wenn sie vergleichsweise günstig sind - stark belaufene Wege werden nicht länger als 1 bis 2 Saisonen matschfrei bleiben!
Puzzlematte
Zu unseren Puzzlematten in den Schwedenhäuschen gibt´s einen extra Blogbeitrag: Puzzlematten im Pferdestall.
Ein guter Eindruck
Uns war und ist es besonders wichtig, dass der Offenstall mit Paddocktrail so artgerecht wie möglich gestaltet ist. Besonders wichtig ist uns aber auch, dass er optisch ansprechend ist. Nicht nur, weil Klienten und Schüler dort hin kommen - sondern weil viel zu viele Pferde immer noch ein Leben mit viel zu wenig Möglichkeiten für freie Bewegung fristen müssen.
Und dazu sind sie gezwungen, weil ihre Besitzer glauben, im Offenstall würde es matschig, dreckig und unhygienisch zugehen. Wir sollten uns alle redlich bemühen, diesem Image entgegen zu treten. Zum Wohl der Pferde und Ponys.
Ein spannendes Interview zu Sinn und Zweck eines Paddock-Trails kannst Du bei der Pferdeflüsterei nachlesen: https://www.pferdefluesterei.de/paddocktrail-interview/
Ruth vom Team Shetty-Sport