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Das Bautagebuch: Zwischenbilanz nach 3 Monaten (Teil 1)

Die Ponys wohnen seit nunmehr drei Monaten im neuen Offenstall mit Paddock-Trail. Zeit also, eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen, wie es so läuft im neuen Stall. Schließlich hat man als Selbstversorger eine Menge Arbeit. Wir und die Ladies hatten mittlerweile drei Monate Zeit, um den neuen Stall auf seine Tauglichkeit hin zu prüfen. Im ersten Teil unserer Zwischenbilanz geht es um die Hauptakteure: unsere wunderbaren Ponys. Ich berichte Dir, was sich alles in der Herde getan hat. Der zweite Teil dreht sich rund um unsere Arbeitsabläufe. 

So, das sagen nun also unsere Ladies zum neuen Stall:


INFO

Es freut uns wirklich sehr, dass sich so viele Menschen für unser Stallprojekt interessieren. Aber bitte seht davon ab, uns nach Einsteller-Plätzen zu fragen. In unserem Stall wohnen ausschließlich unsere eigenen Therapieponys. Wir werden keine Einsteller aufnehmen. Danke für Euer Verständnis!


Unsere fünf Damen sind begeistert. Woran ich das festmache? An ganz verschiedenen Punkten:

Die Figürchen - hot as hell!

Alle Fünf haben abgenommen. Zur Erinnerung: Lewitzer-Pony Piper, die Shettys Blümi, Rony-Pony und Lilly-Lou sowie Warmblutstute Stella haben unterschiedliche Fütterungsbedürfnisse. Aber so ist das nun mal, wenn man verschiedene Rassen zusammen hält. (Deswegen sollte man sich gut überlegen, wie man seine Herde zusammensetzt: Ich kaufe mir ein Shetty als Beisteller?!)

Die Ausgangsposition aus dem alten Stall kann man so zusammenfassen:

  • Piper, Lilly-Lou und Rony-Pony neigen zu Speckschwärtchen.
  • Blümi - unser Old-Shettyhand - ist auf Grund ihres hohen Alters sehr schlank.
  • Stella hat keine Gewichtsprobleme. 

Schon im alten Stall haben wir extrem darauf geachtet, dass gerade unsere Ponys nicht zu dick werden. Trotz kontrollierter Fütterung, Offenstall und Bewegung waren vor allem Piper und Rony-Pony immer mal wieder an der Grenze zum Moppel-Dasein.

Das sieht nun anders aus: Durch die Bewegung auf dem Trail und die Tatsache, dass wir nun endlich Heu abwiegen können, haben alle Ladies merklich abgenommen und an Muskeln zugelegt. Den drei "Mopsis" tut das sichtlich gut. 

paddocktrail offenstallideen schecken shetlandpony

Bei Stella und Blümi füttern wir nun extra hinzu: Sie sind ein wenig zu dünn geworden. Sie bekommen deshalb eine extra Portion Rauhfutter Das bedeutet ein klein wenig mehr Aufwand, aber das ist nicht weiter schlimm. und 


INFO

Abwehrkräuter Pferd

Wie fast alle Pferdebesitzer und -halter müssen auch wir mit der Tatsache umgehen, dass unsere heimischen Wiesen und das daraus gewonnene Heu nicht so ganz als Pferdeweide bzw. Pferdeheu geeignet sind. Anstatt einer Kräutervielfalt, die Pferde zum gesunden Leben benötigen, findet sich meist eine Art Monokulter: Weidelgras, Löwenzahn, Klee (und die lästigen Ampfern) stellen so ziemlich das alleinige Angebot dar. Unsere Pferde können sich eben nicht wie ihre Kollegen in der freien Wildbahn instiktiv die Kräuter suchen können, die sie zur Gesunderhaltung brauchen. Umso wichtiger ist es, die fehlende Kräutervielfalt zu kompensieren. Wir füttern deshalb qualitativ hochwertige Kräuter(mischungen) - am liebsten von der Krauterie. Wenn man die Päckchen öffnet, strömt Dir ein herrlicher Duft entgegen! Kaufen kannst Du die Kräuter z.B. bei Petra im *Shop der Pferdeflüsterei. Eine meiner Lieblingsmischungen sind die *Abwehrkräuter - sie unterstützen das Immunsystem Deines Pferdes - und riechen himmlisch!


Die Stimmung - Party-Alarm!

Die Stimmung ist grandios! Alle sind viel entspannter. Unsere kleine, aber sehr feine Herde war im Großen und Ganzen schon immer recht friedlich. Bisswunden oder Tritte gab es z.B. keine nennenswerten. (Deswegen bin ich auch immer erstaunt, wie verbissen so manches Offenstallpferd aussieht...). Dennoch gab es gerade rund um die Fütterung stressige Situationen: Lilly-Lou war den anderen Ponys gegenüber latent aggressiv, sobald Heu in Sicht kam, d.h. sie hat sehr, sehr deutlich gedroht. Auch Stella, die Herdenchefin, wurde durchaus deutlich in Mimik und Körpersprache, wenn es um´s Futter ging. Deswegen hatten wir Rony-Pony und Blümi über Nacht auch separiert. Sie wurden zwar nicht "vermöbelt", aber doch arg vom Futter weggetrieben. 

Das sieht nun ganz anders aus. Im Endeffekt bekommen unsere Ponys jetzt sogar weniger Heu. Warum? Im alten Stall hätte das Abwiegen von Heu gar nichts gebracht. Denn während der Therapieeinheiten mussten die Ponys, die gerade nicht im Einsatz waren, mit Heu "abgelenkt" werden. Leider konnte man dort die Ponys nicht ordentlich separieren und um in Ruhe arbeiten zu können, sollten die Ponys, die Pause haben, lieber fressen. 

Dass die Damen nun weitaus entspannter sind, liegt aus meiner Sicht an mehreren Faktoren: 

Wir können die Ponys nun ordentlich und stressfrei separieren, wenn Therapiestunde ist. Die "Pausen-Ponys" bleiben einfach auf dem Paddock-Trail.

Zudem haben die Pös wesentlich mehr Platz - sowohl überdacht als auch Outdoor: Auf dem Trail können sie locker lässig traben und galoppieren.

Einer der Hauptfaktoren ist aus meiner Sicht, dass es endlich keine Nachbarherde mehr gibt. Der Paddock unserer Damen grenzte im alten Stall unmittelbar an den Paddock einer gemischten Herde (mit Wallach-Überschuss). Die Pferde hatten über den Zaun direkten Kontakt. Im Zeitraum der Rosse war das zuweilen sehr unschön. Die Wallache konnten zwar - zum Glück - wegen des Zauns nicht aufspringen, benahmen sich aber dennoch sehr hengstig. Und unsere Damen waren dann ebenfalls "in heat"... Es wurde also gequietscht, geschnuppert und teilweise ausgeschlagen, was das Zeug hielt.

Offenstall Shetty schlafen
Entspannte Ponys beim Dösen sieht man nun sehr häufig! Rony-Pony schlummert auf der Liegefläche.

Für uns würde deswegen auch nie eine gemischte Herde in Frage kommen. Es mag sein, dass es Konstellationen gibt, in denen eine Herde aus Stuten und Wallachen funktioniert - das hängt aber sicherlich vor allem von der Herdengröße und dem zur Verfügung gestellten Platz ab. Ich selber habe aber noch keine dieser gut funktionierenden Konstellationen gesehen: die gemischten Herden, die ich persönlich kenne, sind gestresst. Die Pferde sind ordentlich verbissen und für mich wäre es ein absolutes No-Go, wenn ein Wallach meine Stute bespringt - nicht nur wegen der Verletzungsgefahr beim Sprung, sondern auch wegen der hohen Gefahr einer Keiminfektion. 

Darüber hinaus hatte die andere Herde sozusagen ein "all you can eat"-Buffet. Während unsere Damen also nicht immer Zugang zum Fressen hatten, mussten sie der anderen Herde neidisch beim Futtern zuschauen. Das ist natürlich blöd- zumal wenn man als Pony eigentlich immer Hunger hat. Es hat ja auch seinen Grund, warum in Boxenställen alle Pferde gleichzeitig gefüttert werden: Kein Pferd guckt seinem Nachbarn gern beim futtern zu, wenn es selbst nix zu beißen hat.


INFO

Ponys ganz groß - Originelle Beschäftigungsideen für kleine Pferde

Ein Pony zu halten ist oft gar nicht so einfach. In unserem Blog-Beitrag "Ich kaufe mir ein Shetty als Beisteller?! Besser nicht." habe ich beschrieben, welche Probleme es mit (Klein-)Ponys geben kann.

 

Gerade die Kleinsten unter den Pferden stellen ganz besondere Anforderungen an Ihre Haltung. 

Damit die kleinen Knutschkugeln nicht krank werden, müssen einige Dinge unbedingt berücksichtigt werden. Tipps und Tricks zur Ponyhaltung findest Du in unserem Buch *"Ponys ganz groß - Originelle Beschäftigungsideen für kleine Pferde".


Abgesehen von diesen Punkten trägt die Totholzhecke sehr zum entspannten Herdenleben bei. Dadurch, dass die Pferde immer was zu knabbern haben, kommt weder Langeweile noch Hungerfrust auf. Uns bereitet die Totholzhecke aber ziemlich viel Aufwand (darüber berichte ich ausführlich in Teil 2 der Zwischenbilanz).

Die Hufe - these boots are made for walking!

Unsere Damen sind barhuf unterwegs. Für längere Wanderungen oder Kutschfahrten auf dem Asphalt tragen sie Hufschuhe (unsere Shettys sind dann mit den Easyboots Epic unterwegs). Schon nach drei Monaten lassen sich auch bei den Hufen Veränderungen feststellen:

Der Hufabrieb ist natürlich größer, weil die Pferde einfach wesentlich mehr laufen. In unseren Schwedenhäuschen liegen Stallmatten, ein Teil des Trails ist gepflastert, ein weiterer Teil gekiest, auf einigen Teilen des gekiesten Teils liegen zudem Outdoor-Stallmatten und dann gibt es noch große Liege- und Laufflächen mit Hackschnitzeln. Im alten Stall gab es nur Betonboden (teilweise mit Einstreu) und Pflaster.

Die Hufe haben trotz des größeren Abriebs an Qualität gewonnen. Rony-Pony und Stella sind im alten Stall manchmal ein klein wenig fühlig gelaufen. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Obwohl der Kiesteil allen Ladies relativ schwer fällt (sie können aber auch auf die Matten ausweichen), sind sie insgesamt wesentlich unempfindlicher geworden. Die verschiedenen Untergründe scheinen den Hufen also wirklich gut zu tun - und unser Schmied ist ebenfalls sehr zufrieden.

Es tut sich IMMER was

Unsere Ponys waren schon allesamt immer ziemlich schrecksicher, denn Gelassenheitstraining wird bei uns ganz groß geschrieben. Dennoch: im alten Stall, der sehr idyllisch am Ortsrand eines 60-Einwohner-Dorfes (sprich: am Ende der Welt) liegt, war der Höhepunkt des Tages ein vorbeifahrender Traktor. Kurzum: es gab sehr wenig Außenreize.

Nun sind die Ponys ganz anderen Reizen ausgesetzt: In Sichtweite zum Trail verläuft die Bahnstrecke; die Straße, auf die man von den Schwedenhäuschen aus blicken kann, ist gut befahren bzw. bewandert und in unmittelbarer Nachbarschaft gibt es eine ziemlich aktiv muhende Bullenherde. Anfangs hatte ich Bedenken, ob die vielen Reize die Ladies nicht stressen könnten.

Das Gegenteil ist der Fall: Alle Ponys sind aufmerksam, aber tiefenentspannt. Gerade ist Erntezeit: die direkt am Reitplatz vorbei preschenden Traktoren gewinnen den Ladies noch nicht mal ein Zucken ab.

Und Stella hat ihren Lieblingsplatz gefunden: Sie beobachtet am liebsten von den Schwedenhäuschen aus die Straße. Und die Spaziergänger lächeln ihr zu. Herrlich. 

Offenstall Warmblut
...wenn er ein Wachpferd haben kann? Stellas wachsamen Blick entgeht NICHTS.

 

In diesem Sinne

Be shettylicious! Ruth vom Team Shetty-Sport.